Es ist soweit. Das neue E-Rezept löst endgültig den „rosa Zettel“, das Rezept in Papierform ab. Einige Patienten kennen es …
Letzten Sonntag wurde das neue Kunstwerk „Lauf der Krückau“ der Künstlerin Ruth Alice Kosnick an den Kunstverein Elmshorn übergeben. Es ist ein 16 Meter langes und 2,40 Meter hohes Mosaik und befindet sich an der Wand des Bürogebäudes der Staggenborg Apotheken in der Königstraße 37. Es zeigt den Lauf der Krückau von Elmshorn bis zur Mündung in die Elbe. Das Projekt, an dem viele Akteure direkt oder indirekt beteiligt waren, wurde gefördert durch die Bürgerstiftung Elmshorn, welche das Kunstwerk finanziert hat, und durch die Staggenborg Apotheken unterstützt.
Ein aufwändiges Kunstwerk
Ruth Alice Kosnick arbeitete bis zu 14 Stunden am Tag viereinhalb Monate lang auf einem fahrbaren Baugerüst an der Wand des Geschäftshauses. Dabei verarbeitete die Kulturpreisträgerin der Stadt Elmshorn 9.000 kleine Fliesen in über 700 Arbeitsstunden. Die Deiche modellierte sie mit einem selbst entwickelten Werkzeug. Sie recherchierte akribisch, um möglichst viele Details über den Fluss zusammenzutragen. So sind beispielsweise die beiden Bracks westlich vom Elmshorner Hafen (Gruben, die das Wasser ausspülte, als es bei Sturmfluten 1702 und 1792 durch den Deich brach) verzeichnet. Ebenso alle Nebenflüsse von Störkoppelritt bis Wischwetter, der Tidenhub (in Elmshorn 1,50 Meter, an der Mündung 3 Meter) und Elmshorn-spezifische Namen wie Wendebecken, Kruck oder Schlangenau.
Der Gezeitenpark
Am Sonntag erläuterte Ruth Alice Kosnick ihr Mosaik im Torhaus Elmshorn. Anschliessend präsentierte sie es bei bestem Wetter vor Ort in der Königstraße 37. Die Idee dazu hatte sie schon vor mehr als 20 Jahren. 1998 entwarf sie den Gezeitenpark, ein großes Gesamtwerk zum Thema Krückau. Der „Lauf der Krückau“ ist das sechste Projekt dieses Gezeitenparks. Weitere Werke des Gezeitenpaks sind die Sturmflutdalben auf dem Pott-Carstens-Platz, die Gezeiten-Fische am Hafenbecken und Rückblick-Tafeln mit historischen Informationen.
Das Geschäftshaus Königstraße 37
Jan Henning Staggenborg erzählte die Geschichte einer „Reihe von Zufällen“ bis es zu dem Kunstwerk an der Wand kam. Sie fängt an mit einem Rauswurf: Der ehemalige Vermieter hat Staggenborg seine alten Büroräume gekündigt. Also kaufte er das Haus Königstraße 37, ein wohl bereits 150 Jahre altes, geschichtsträchtiges Geschäftshaus, in dem schon Schmuck, Weißwaren und Zigaretten verkauft wurden.
Auch ein dunkles Kapitel überschattet das Geschäftshaus. Während des Nationalsozialismus wurde der Handarbeitsladen der Elmshornerin Irma Rosenberg aufgrund ihrer Ehe mit dem jüdischen Geschäftsmann Georg Rosenberg immer wieder boykottiert. 1938 sah Sie sich dadurch gezwungen, den Handarbeitsladen zu schliessen. Ihr Mann wurde 1942 nach der Scheidung nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Nach dem Krieg fand sich in dem Gebäude ein Feinkostgeschäft. Es wurde zunächst von Walther Kroll betrieben und anschließend von Annemarie Lenz, einer ehemaligen Mitarbeiterin von Walther Kroll. Im Anschluss zog ein Drogeriemarkt ein. Zunächst noch mit Bedienung, und ab 1979 dann mit neuem Selbstbedienungskonzept. Heute befindet sich in dem Gebäude das Damenbekleidungsgeschäft „Bonita“.
Was tun mit der Hauswand?
Staggenborg sanierte das Haus, richtete im Obergeschoss sein neues Büro ein und fragte sich: „Was machen wir mit dieser furchtbar hässlichen Wand?“, die zudem immer wieder mit Graffiti beschmiert wurde. Er fragte bei der Stadt, ob er selbst ein großes professionelles Graffiti anbringen lassen dürfe. Die Hoffnung war, dass durch ein solches professionelles Graffiti die Schmierereien unterbleiben. Das Flächenmanagement brachte ihn dann mit Ruth Alice Kosnick zusammen. „Der Entwurf zu dem Mosaik hat mich sofort überzeugt“. Somit war die Idee des professionellen Graffitis schnell wieder verworfen.
Stadtmanagerin Manuela Kase stellte den Kontakt zur Elmshorner Bürgerstiftung her. Am Ende wurde das Kunstwerk dann dem Kunstverein Elmshorn übergeben. „Wir werden nicht jeden Tag so bedacht“, freute sich dessen Vorsitzende Christel Storm. Sie rief die Elmshorner auf: „Mögen es alle ein Stückchen beschützen!“ Helfen soll dabei ein Anstrich mit einem Graffitischutz. Den brachte Ruth Alice Kosnick als letzten Abschnitt ihrer insgesamt rund 700 Arbeitsstunden auf.
Text: mit Unterstützung und freundlicher Genehmigung von Jann Roolfs
Jan Henning Staggenborg,